"Ich liebe die symphonischen Ballette von Balanchine, Neumeier oder Scholz und für mich als Tänzerin und Choreogra-phinistes extrem spannend zu analysie-ren, wie jeder Choreograph seine eigene Struktur hat - entweder durch Formen,musikalische Hinweise oder auch ganz andere Strukturen. Es ist alles wunder-schön, aber so gut gearbeitet für ihre individuellen Stile. Ich stand dann vor der Frage: »Wie strukturiere ich meinWerk?"

Der erste Satz fühlt sich wie eine Feier an - farbenfroh, mit neuneinhalb Minuten endloser Ekstase. Ich spiele viel mit Partnerarbeit und Hebungen, als wäre es gar nicht möglich, sich nicht zu bewegen.

Der zweite Satz ist besonders, jeder kennt das Thema auf der G-Saite aus der Orchestersuite, das bedeutet auch Druck. Angesichts der weltweiten Kriege - Ukraine, Palästina - wollte ich eine Hommage für die Opfer schaffen, aber nicht explizit politisch werden.
Daher der Titel »Silent Battles«: Man weilß nie, was Menschen durchmachen - jemand könnte einen geliebten Menschen verloren haben, während ein anderer befördert wurde. Die Kostüme können Soldaten symbolisieren oder das Kämpfen im Alltag.

Der dritte und vierte Satz repräsentieren meine Kindheit. Wie bei Scholz, Neumeier oder Balanchine wollte ich verschiedene Stile zeigen. Meine erste Liebe war der Streetdance, das wollte ich ins Studio tragen. Die ersten Proben haben wir also zu ganz anderer Musik gemacht. Erst als das Ensemble diese andere Energie im Körper hatte, haben wir zu Bach gewechselt.

Das Finale fühlt sich für mich wie ein spirituelles Erwachen an. Das passt natürlich ganz gut zu Bachs Religiosität."

- Choreograph*in Marcelino Libao